Nahezu 20 Billionen geben Unternehmen in Europa für Suchmaschinenmarketing aus – und der Markt wächst. Daran knüpfen sich große Erwartungen – doch wie können diese vor dem Hintergrund radikaler Änderungen im Kommunikations- und Informationsverhalten erfüllt werden? Die neuen SEA Trends heißen Mobile, local Shopping, Voice und App-Marketing.

Das Ziel des Marketings ist nicht neu: Erreiche den Nutzer mit der passenden Nachricht zur richtigen Zeit am optimalen Ort. Neu aber ist, dass wir heute erstmals in der Lage sind, dieses Ziel tatsächlich zu erreichen. Neben dem Data-Driven Marketing ist der Shift der Smartphones vom Telefon zum Internetzugang dafür verantwortlich. Und der mobile Internetzugang ist nicht nur irgendein Trend – er ist unumkehrbar eine Revolution der Informationsgewinnung. Mehr als die Hälfte aller Suchanfragen bei Google kommen heute von mobilen Devices. Wie also sieht die Zukunft des Suchmaschinenmarketings aus? Wolfgang Schilling, Managing Director der ad agents GmbH, verrät die 7 Top-Trends:

1. Mobile ist der neue Desktop

Das Smartphone ist längst mehr als nur ein Telefon mit Display. Immer mehr Funktionen werden mobil bereitgestellt. Nicht nur die Informationsgewinnung erfolgt zunehmend mobil, sondern auch Kauf- und Bankingfunktionen auf dem Smartphone sind auf dem Vormarsch. Komplette Shoppingabläufe werden mobil. War das Smartphone bisher noch ein Zusatzgerät für die Internetnutzung, so sehen wir die steigende Tendenz zu „mobile only“. In den USA werden in 2016 bereits 12% aller Internetnutzer prognostiziert, die ausschließlich ihr Handy nutzen – und die Tendenz ist steigend.

2. Mobile Search ist anders

Für das SEA ist der mobile Hype nicht irgendein Trend, er revolutioniert die Suche an sich. Auf dem Smartphone ist wenig Platz und Scrollen ist umständlich. Der sichtbare Bildschirmbereich ist oft komplett mit bezahlten Anzeigen ausgefüllt und viele Nutzer begnügen sich damit und scrollen nicht zu den organischen Ergebnissen. Damit steigt die Bedeutung der Anzeigen im oberen Bereich und SEA rückt in den Fokus – während die Bedeutung von SEO überdacht werden muss. Gleichzeitig gibt es in Mobile Search neue Chancen, die der Desktop nicht bietet.

3. Google macht AdWords mobil

Google hat den Umbruch durch die mobile Nutzung schlussendlich begriffen und die Devise „mobile first“ ausgerufen. Viele AdWords Änderungen mit Fokus auf „mobile“ wurden umgesetzt oder sind für 2016 angekündigt, z.B. neue Display Ads, mobile Sitelinks, verändertes Bidding, erweiterter Local Search. Für Unternehmen und Agenturen bedeutet das, ständig auf dem Laufenden zu bleiben und die Änderungen in AdWords genau zu verfolgen. Heute bereits können Kampagnen ansatzweise für mobile Devices separat gesteuert werden, z.B. durch unterschiedliche Gebotsfaktoren oder CPC. Auch mobil-fokussiertes Bidding oder eigenständige Nur-Anruf-Kampagnen sind schon umsetzbar.

4. Sei da wo der Kunde ist

Mit der Verbreitung der Smartphones und der gleichzeitigen Ortungsmöglichkeit der Geräte öffnen sich ganz neue Chancen im SEA. Lokale Kampagnen sind nicht nur möglich, sondern sie sind das Gebot der Stunde. Je passender der Kunde erreicht werden kann, desto besser auch die Möglichkeit, ihm eine relevante Information zu vermitteln. Neue Technikangebote in der Nähe eines Elektronikgeschäftes, neue Bademode auf dem Weg zum Schwimmbad, vergünstigter Eiffelturmeintritt beim Urlaub in Paris. Lokale SEA Kampagnen können auf Nutzer ausgerichtet werden, die sich im Moment in einer passenden Gegend oder Situation befinden. Sogar für kleine und mittelständische Kunden lohnen sich wieder Searchkampagnen, um Kunden regional gezielt anzusprechen oder eine Verbindung zu einem Ladengeschäft aufzubauen.

5. Shopping over all

Google setzt alles daran, den Kunden so gezielt wie möglich zu einem Kaufabschluss zu bringen – und hat erkannt, dass Shopping (ehemals Product Listing Ads) der schnellste Weg hierzu sind. Bei allen produktnahen Suchen werden daher zusätzlich Shopping-Anzeigen ausgespielt. Wenn auf Mobilgeräten Shopping-Ads ausgespielt werden, so erscheinen sie oberhalb der Text-Anzeigen und nehmen den sichtbaren Bereich ein. Viele Nutzer finden hier bereits die gewünschte Auswahl und Vergleichsmöglichkeit und ersparen sich das Scrollen – Textanzeigen und organischer Suchbereich kommen gar nicht zum Auge des Betrachters. Eine optimale Feedsteuerung bzw. Feedpflege ist damit unerlässlich, um im Shoppingbereich zu punkten. Sehr spannend ist auch im mobilen Shopping-Bereich der Lokalbezug basierend auf dem momentanen Standort, der den Kunden direkt an die nächstliegende Filiale verweist.

6. Frag mal Google

Ein Smartphone war ursprünglich für den Spracheinsatz gedacht – nun kommt die Sprache zum Gerät zurück. Die Voice-Suche ist einer der großen Trends im Mobile Search. In den USA nutzen bereits mehr als die Hälfte der Jugendlichen und über 40% der Erwachsenen Voice-Search. Der Suchbegriff wird nicht mehr eingetippt sondern gesprochen. Wer gefunden werden will, der muss sich darauf einstellen – denn die Suchbegriffe werden sich durch die Spracheingabe ändern. Bei der Spracheingabe neigen Nutzer zu mehr Text. Es werden oft ganze Fragen gestellt anstelle einzelner Keywords, mehr Wörter werden gesprochen weshalb longtailige Keywords entstehen. Werbungtreibende müssen sich bei SEA und SEO zielgerichtet anpassen.

7. Ein Königreich für eine App

Der Wettbewerb um den Kunden im Internet ist hart. Ein König ist, wer Kunden durch eine eigene App an sich binden kann. Das können Apps für Serviceleistungen wie TV-Programme sein ebenso wie Mode-Apps oder Marktplätze. Als neue Kampagnendisziplin hat sich daher das App-Marketing gebildet. Die Zielsetzung kann zum einen die Zahl der App-Downloads sein, zum anderen kann die Häufigkeit oder Dauer der App-Nutzung im Vordergrund stehen. Für viele Unternehmen ergibt sich durch Apps die Möglichkeit höherer Kundenbindung.

Schlussendlich: Die Zukunft ist mobil

Eines steht fest: Mobil ist unumkehrbar. Und fest steht auch: Für irrelevante Inhalte ist kein Platz mehr. Wer jetzt noch keine mobilfokussierten Kampagnen aufgesetzt hat oder gar noch keine mobil-optimierte Webseite eingerichtet hat, der droht den Anschluss zu verpassen. Denn mobile Internetnutzung ist kein Trend mehr, es ist heute schon Standard und wird sich zum zentralen Zugriffspunkt entwickeln.