Es vergeht kaum ein Tag ohne Neuigkeit aus der Amazon-Welt. Ob neue Rekorde, Eigenmarken oder Targetingoptionen und Features im Advertising, Amazon ist äußerst umtriebig. Wir nennen fünf Punkte, die Seller und Vendoren im Amazon Marketing auf dem Radar haben sollten.

Das Publikum ist gigantisch und kaufbereit – die zwei größten Stärken von Amazon sind offensichtlich. Zweifellos hat der aufstrebende US-Riese die Anlagen und auch den Anspruch, Google und Facebook langfristig einen großen Teil des Werbekuchens streitig zu machen. Seller und Vendoren sollten folgende Punkte auf dem Schirm haben.

1. Steigender Wettbewerb führt zu höheren CPCs

Mit der kontinuierlich wachsenden Anzahl an Vendoren und Sellern auf dem Marktplatz steigt nicht nur der Kampf um organische Rankings, sondern auch der Kampf um Werbeplätze. In einer Umfrage unter 600 Marketern berichteten 80 Prozent davon, ihr Amazon Advertising Budget in 2019 zu erhöhen. 60 Prozent der Befragten wollen stolze 25 Prozents ihres digitalen Werbebudgets auf Amazon setzen. Die steigende Anzahl an Teilnehmern sowie erhöhte Bereitschaft, Budgets für Amazon Advertising einzusetzen, wird die Werbekosten in die Höhe treiben. Im kanalübergreifenden Vergleich werden sich die bislang noch günstigeren Amazon-Klickpreise anderen Plattformen wie Google und Facebook annähern. Zurecht, denn das Werbeumfeld Amazon ist äußerst attraktiv, weil Suchende auf der Plattform in der Regel kaufbereit sind.

Steigene CPCs bei Amazon
Die Klickpreise im Amazon Advertising werden in absehbarer Zeit anziehen ©Jurgis Mankauskas/Shutterstock.com

Was das für Seller und Vendoren bedeutet? Sie müssen sich davon verabschieden, Amazon einfach nebenher laufen zu lassen, sondern klare Entscheidungen über Budgets treffen, die sie im Amazon SEA einsetzen möchten. Das Monitoring und die Optimierung von Kampagnen wird immer komplexer und wichtiger und muss in Form von Ressourcen eingeplant werden. Amazon SEA und SEO müssen Hand in Hand eingesetzt und in Form einer systematischen Marketingstrategie auf Amazon ausgespielt werden. Gerade in den ersten Wochen einer Produkteinführung sollte die Performance zum Beispiel unbedingt mit bezahlten Anzeigen geboostet werden, um dem SEO-Ranking auf die Sprünge zu helfen.

2. Spezielle Amazon-Services werden ausgeweitet

Amazon Business, Fresh & Pantry: Über solche Services versucht Amazon, sich in diversen Lebensbereichen seiner Nutzer zu etablieren. Während Amazon Business als Marktplatz für Geschäftskunden konzipiert ist und besondere Vorteile für Unternehmen und Unternehmer bietet, will sich Amazon über Angebote wie Fresh & Pantry noch stärker und selbstverständlicher im Alltag der Menschen verankern. Prime-Mitglieder können ihren Lebensmitteleinkauf via Amazon Fresh in einigen Großstädten bereits bequem online erledigen. Amazons Pantry Boxen beinhalten Artikel des täglichen Bedarfs, können in Abo-Form bestellt werden und machen den Gang in den Supermarkt somit ebenfalls überflüssig. Es ist damit zu rechnen, dass Amazon solche Services ausbauen wird, um die alltäglichen Bedürfnisse der Menschen auf bequeme Art und Weise zu beantworten. Amazons Deutschland-Chef Ralf Kleber sprach erst kürzlich vom Wunsch, in Zukunft deutschlandweit Lebensmittel liefern. Für Händler in den entsprechenden Produktkategorien bedeutet dies ein enormes Potential, mit Amazon zu wachsen.

3. Amazon Stores rücken stärker ins Blickfeld

Anfang des vergangenen Jahres eröffnete Amazon Markeninhabern eine neue, kostenlose Präsentationsfläche: den Amazon Store. Das Feature ähnelt optisch dem Webshop einer Marke, befindet sich allerdings in der Amazon-Umgebung. Marken können ihr Look-and-feel im eigenen Amazon Store konsequent transportieren, gezielt für bestimmte Produktkategorien, Top-Seller, Specials und Neuheiten werben. Amazon spricht von einem „ausgereiften, persönlichen Einkaufserlebnis, um die Kundenerfahrung zu verbessern“. Allerdings ist die Erreichbarkeit der Brand Stores innerhalb von Amazon eingeschränkt. Organisch sind sie aktuell nur über den Klick auf den Markennamen auf einer Produktdetailseite zu erreichen. Der zweite Weg führt über das Anzeigenformat Sponsored Brands (ehemals Headline Search Ads, HSA).

Startseite Amazon Store Continental
Beispiel für einen Amazon Store: Continental Reifen © ad agents

Branchenkenner gehen davon aus, dass Amazon den Stores eine zentralere Rolle einräumen wird, womöglich über eine separate Suchfunktion. Erst kürzlich stellte Amazon drei neue Tools für die Amazon-Stores vor – ein Hinweis darauf, dass Amazon eine Zukunft für die Stores vorsieht. Zum Beispiel kann die URL des Stores mit Trackingparametern versehen werden, um externen Traffic nachzuverfolgen. Was Amazon von den Brand Stores hat? Marken wird eine gewisse Freiheit und Selbstbestimmung eingeräumt, ohne dass der User den Amazon-Kosmos verlässt (externe Links aus dem Markenshop sind nicht erlaubt).

Sie möchten mehr über Amazon Stores erfahren? In unserem Magazinbeitrag Marken zum Leben erwecken beschreiben wir anhand des Beispiels Continental, wie ein Brand Store aufgebaut ist.

4. Sponsored Ads ersetzen bisherige Anzeigenformate

Amazon Advertising steckt immer noch in den Kinderschuhen, es wird permanent getestet und experimentiert, die Features und Optionen verändern sich quasi monatlich. Und auch Umbenennungen stehen bei Amazon auf der Tagesordnung, was die Sache für Werbetreibende nicht gerade einfach macht. Seit Herbst nennt sich Amazon Advertising (zuvor Amazon Marketing Services, kurz AMS) schlicht Sponsored Ads. Die Amazon Media Group (AMG) hingegen heißt nun Amazon Advertising. Und auch bei den Features tut sich einiges: Die Headline Search Ads (HSA) heißen mittlerweile Sponsored Brands. Es handelt sich um Anzeigen über den Suchergebnissen, die ein Markenlogo mit Überschrift und bis zu drei Produkten enthalten. Gesponserte Produktanzeigen in den Suchergebnissen nennen sich nach wie vor „Sponsored Products“.

Neu ist der Begriff des Product Attribute Targeting (PAT). Es ermöglicht Sellern ein aggressives Targeting von Sponsored Products auf ASIN-Ebene, zum Beispiel auf Seiten mit Konkurrenzprodukten. Diese bezahlte Präsenz auf bestimmten Produktseiten war bisher Vendoren vorenthalten, die Product Display Ads einsetzen. Vendoren sollten sich also auf einen höheren Wettbewerb um diese begehrten Anzeigenplätze einstellen. Denkbar ist auch, dass „Product Display Ads“ bald verschwinden und auch für Vendoren von den Sponsored Products mit PAT-Targeting ersetzt werden.

5. Amazons Display Netzwerk wird stärker

Der kontinuierliche Ausbau der Amazon Advertising Plattform bringt stetig neue Werbeoptionen, die auch über die Amazon-Seiten hinausgehen. Unternehmen können Display- und Video-Anzeigen programmatisch einkaufen, unabhängig davon, ob sie Produkte bei Amazon verkaufen oder nicht. Die Display-Anzeigen erscheinen sowohl auf Websites und Apps von Amazon, als auch in externen Umfeldern. Der große Vorteil von Amazon gegenüber Google & Facebook: Der Datenschatz von Amazon besteht nicht nur aus Demografie und Interessen, sondern aus realem Kaufverhalten von Amazon-Kunden, was das Targeting auf ein neues Level hebt.

Besonders heiß ist natürlich Retargeting auf Produktebene, zum Beispiel wenn sich Nutzer Produkte ansehen und in den Warenkorb legen, aber nicht kaufen. Auf der Amazon DSP (Demand Site Platform), die übrigens vor kurzem noch Amazon Advertising Platform (AAP) hieß, stehen Werbekunden Self-Service- und Managed-Service-Optionen zur Verfügung. Wer Amazon kennt, der weiß: Auch im Bereich Displaynetzwerk wird nicht mit angezogener Handbremse gespielt. Die Amazon DSP kann sich zur ernsthaften Konkurrenz zu anderen Anbietern wie Google oder Facebook entwickeln. Werbetreibende sollten sich damit auseinandersetzen, sogar wenn sie selbst keine Produkte über Amazon verkaufen.