Der Analytics Summit lockt seit acht Jahren alles, was Rang und Namen in der Analytics-Szene hat, sowie jede Menge wissensdurstige Anwender nach Hamburg. Ein Fokus-Thema der diesjährigen Konferenz war das Thema App Tracking, das Google mit Nachdruck vorantreibt.

Ein besonderes Highlight war die erstmalige Teilnahme der Google Analytics Koryphäe Simo Ahava. Auch zwei weitere innovative Google-Experten haben den Weg über den Teich auf sich genommen: James Cote, Product Lead für die Google Marketing Platform und Anjali Ragahavan, Product Lead für Google Analytics. James und Anjali nahmen ein Thema ins Visier, das derzeit noch nicht bei allen Webanalysten auf dem Radar ist: App-Tracking!

Simo Ahava auf dem Marketing Analytics Summit
Simo Ahava © ad agents

Die Bedeutung von Apps nimmt rasant zu. Mehr als 80 Apps hat der durchschnittliche Smartphone User auf dem Handy und nutzt 40 davon monatlich. Während Google Analytics die Internetnutzung der User sowohl mobil als auch am Desktop nach allen Regeln der Kunst auswertet, wird das Tracking der App-Nutzung eher stiefmütterlich behandelt. Schwierig stellt sich insbesondere das Tracking von Nutzern dar, die zwischen App-Nutzung und Internetsurfen wechseln. Die Verbindung von Usern, die eine Amazon-App nutzen und später auf der Amazon Webseite kaufen bleiben so verborgen. Ebenso Nutzer, die auf einen Produktlink in einer WhatsApp klicken und dieses Produkt danach im Webshop erwerben.  Diese Lücken im Tracking soll die Google Analytics App + Web Property, die seit August 2019 als Beta-Version verfügbar ist, schließen.

Kurz & knackig: Die App + Web Property bringt die Analyse von Internet- und App-Aktivitäten des Nutzers zusammen. Bisher war die Analyse separat mit zwei Tools möglich, die Verbindungen aber blieben verborgen.

Was ist der Unterschied zwischen Google Analytics und der  App + Web Property?

Die Analytics App + Web Property führt die Daten von Webseiten und Smartphone-Apps (Android und iOS) in eine Analytics-Property zusammen. Dies ist umso wichtiger als die Nutzung von Smartphones und damit auch von Apps immer weiter zunimmt, wogegen die Zeiten des Desktopsurfens stagnieren, was auch James Cote in Statistiken belegte. Zwar gibt es bereits Tools, um die App-Aktivitäten isoliert zu analysieren, die Schritte des App-Nutzers im Internet blieben bisher aber verborgen bzw. wurden separat mit Google Analytics erfasst.

Anjali Ragahavan auf Marketing Analytics Summit
Anjali Ragahavan © ad agents

Diese Lücke schließt Google nun mit der App + Web Property, einer vielversprechenden Lösung, die derzeit als Beta-Version vorliegt und mit großem Einsatz weiterentwickelt wird. Die App + Web Property ist ein zusätzliches Tool, das Google Analytics in absehbarer Zeit nicht ersetzt, sondern ergänzt, wie auch Anjali Ragahavan betonte.

Die App + Web Property basiert auf einer anderen Technologie als Google Analytics, der Firebase-Techologie. Während Google Analytics den Fokus auf Sitzungen legt, innerhalb derer ein Nutzer eine Vielzahl an Aktionen tätigen kann, legt Firebase den Fokus auf einzelne Ereignisse. Jeder Seitenaufruf, jede Warenkorbaktion, jede Bestellung ist ein gleichwertiges Ereignis. Somit wird jede Interaktion mit der App erfasst und kann granular analysiert werden. Insbesondere legt die App + Web Property auch den Fokus auf den Nutzer. Egal wann, wo und an welchem Gerät er aktiv wird, werden die Ereignisse miteinander verbunden.

Wie werden App-Nutzer beim Surfen identifiziert?

Eine große Herausforderung ist die Identifikation des Nutzers über die App hinaus. Aktuell ist dies mit der Erfassung der User-ID des Nutzers möglich. Dieser Ansatz stößt jedoch sehr schnell an seine Grenzen, wenn ein Nutzer inkognito surft, die Cookies löscht oder das Endgerät wechselt. In diesen Fällen wird eine neue User-ID gesetzt, wodurch in Google Analytics ein neuer Nutzer erfasst wird. Um dieses Problem zu lösen, soll in naher Zukunft Google Signals eingesetzt werden. Google Signals verfolgt das Verhalten der Nutzer geräteübergreifend. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass der Nutzer im Google-Konto eingeloggt ist und personalisierte Werbung aktiviert hat. Es bleibt spannend, wie Google diese Hürden überwindet.

Was erwartet uns in naher Zukunft?

Google steckt viel Energie in die Entwicklung der Web + App Property. Bereits in den kommenden Monaten sollen folgende Features folgen:

  • Verbesserte Integration mit Google Ads
  • Möglichkeit des eCommerce-Trackings
  • Machine Learning
  • Analyse und Reporting mit Fokus auf Sitzungen
  • BiqQuery-Integration

Auch mit einem Ausblick auf neue Features, die im nächsten Jahr kommen sollen, wurde auf dem Analytics Summit nicht gespart:

  • Erweitertes Attributionsreporting
  • Integration in die Google Marketing Platform
  • Importmöglichkeit von Offline-Daten
  • Google Analytics App + Web 360 mit weiteren Funktionen wie SLAs, etc.

Ohne App-Tracking wird gezielte Werbung schwierig

Omnichannel und Cross Device sind im Userverhalten heute Standard und die mobile Internetnutzung nimmt rasant zu. Wer vor diesem Hintergrund ernsthaft Webanalyse betreibt und sich mit der App + Web Property noch nicht auseinandergesetzt hat, sollte dies schnellstens nachholen. Schließlich ist für gezielte Werbung das bestmögliche Kennen des Users und seiner Gewohnheiten und Vorlieben nötig. Damit dies gelingt ist es wichtig, die App-Nutzung in Verbindung mit den übrigen Internetaktionen des Users zu betrachten. Spannend bleibt in jedem Fall das Thema Datenschutz und welche Lösungen Google für das Cross-Device Tracking künftig bereithalten wird.